“ W a r u m   h ö r s t   d u   m i r   n i c h t   z u ? „

Neulich bekam ich einen Anruf von Jasmin. Sie war völlig aufgelöst und desillusioniert. Jasmin und Thomas leben in Konstanz. Um die andauernd, aufflammenden Streitigkeiten des Alltags in den Griff zu bekommen, besuchten sie im Frühjahr in Konstanz eine Eheberatung mit Kommunikations- und Streitkulturtraining. Nichts hätte geholfen, um nicht immer wieder mit Thomas in die Streitfalle zu tappen. Sie erzählte resigniert ihre Geschichte und schloss mit der Bemerkung: „Wahrscheinlich bin ich und mein Partner zu blöd, um eine funktionierende Streitkultur in unserer Ehe zu etablieren.“

Herzlich willkommen zu einem Thema, welches uns alle in Partnerschaften betrifft.

S  T  R  E  I  T

Jasmin war der Meinung, dass Streit eine unerlässliche Zutat in jeder Partnerschaft ist. Dies Vorstellung ist weit verbreitet.
Ich sage klar  Nein  zu dieser Annahme, dies habe ich auch Jasmin geantwortet, denn Streit sorgt für Distanz, Zurückweisung, kostet eine Menge Energie und qualitative Ergebnisse kommen auch nicht dabei heraus.

Warum STREIT destruktiv wirkt und trotzdem als Chance genutzt werden kann, erfährst du heute in diesem Beitrag.

Wie gesagt, ist Streit, gar der eskalierende Streit, keinesfalls eine unerlässliche Zutat in jeder Partnerschaft. Sich zusammensetzen, wenn man entspannt ist und dann die Lösung für Probleme suchen, wenn der innere Rolladen noch nicht gefallen ist, das ist weitaus produktiver.

Wie aber schafft es Jasmin und Thomas, Probleme auf entspannte und rücksichtsvolle Art und Weise qualitativ zu lösen?

Hier gebe ich dir Einblick in die Dynamik des Beziehungs-Streits. Ich erkläre dir meinen Ansatz, der bei Paaren eine völlig neue Bewertungen der Situation möglich macht und dem Streit dadurch den Sinn nimmt. Ein erreichbares Ziel für alle Paare, auch für Jasmin und Thomas.

Das systemisch-ganzheitliche Paar-Begleitung macht Paare darin stark, ihre Streitigkeiten achtsam zu beenden und – mit entsprechendem Handwerkszeug – die überwältigenden Gefühle im Streit in den Griff zu bekommen. Mir ist es wichtig, dass die Paare, welche in meine Beratungsräume kommen, erst einmal verstehen, was sie steuert, was also im Gehirn passiert, wenn sie streiten oder aus Angst vor Streit schweigen.

Was dabei Paare in der Paarbegleitung in meinen Beratungsräumen für sich herausarbeiten, erfährst du, wenn du weiter liest.

Die folgenden Vorstellungen beherrschen die Streitenden, wie mir diese in der Paarbegleitung zurückmelden:

     „Er versteht mich nicht.“, „Sie respektiert meine Meinung nicht.“, „Ich bedeute ihm nichts.“,
     „Er liebt mich nicht mehr.“, „Sie versteht mich nicht.“, „Er kümmert sich nicht um mich.“,
     „Ich genüge ihr nicht.“, „Sie bestimmt mich.“, „Er misstraut mir.“, „Ich habe Angst.“.

Betrachten die Paare in einem weiteren Schritt, welches Bedürfnis und welche Sehsucht sich hinter diesen Vorstellungen befindet, kommt Folgendes zum Ausdruck:

     „respektiere mich“,
     „sehe mich“,
     „schütze mich“,
     „würdige mich“,
     „halte und berühre mich“.

Es wird dabei deutlich, dass es jedem in der Partnerschaft um die wesentlichen Grundbedürfnisse einer Beziehung geht. Es geht um Schutz, Halt und Nähe (Liebe) mit Freiheit. Grundbedürfnisse, welche in den ersten und prägenden Beziehungen zu Mutter und Vater erfahren wurden oder vorenthalten blieben.

Eine weiterführende Frage hierzu lautet:
          „Wie ausgeglichen oder überfordert war meine Mutter und mein Vater,
            mir Halt, Schutz und Nähe mit Freiheit zu geben?“

Oder: Wie oft habe ich mir als Kind Gedanken wie diese eingeladen?
         „Mutter versteht mich nicht.“, „Vater respektiert meine Meinung nicht.“,
         „Ich bedeute ihr nichts.“, „Meine Mutter liebt mich nicht.“, „Mein Vater versteht mich nicht.“,
         „Meine Mutter kümmert sich nicht um mich.“, „Ich genüge meiner Mutter nicht.“,
         „Meine Eltern bestimmen mich.“, “ Mein Vater misstraut mir.“, „Ich habe Angst.“.

Hast du es erkannt?
Es sind dieselben Vorstellungen, die im aktuellen Beziehungsstreit (oben) auftauchen.

Mir ist in der Paarbegleitung wichtig, dass die Beteiligten erkennen, dass erlebte Muster aus der Herkunftsfamilie, wie etwa Erniedrigung, Beschämung, Gleichgültigkeit, Verantwortungslosigkeit, Überforderung, Gewalt, Macht, Rücksichtslosigkeit, Gefühlskälte, Schuld, Verrat, Verschweigen, Erpressung – gemischt unter Umständen mit zärtlich-liebevollen Szenen – für ein Kind verwirrend und undurchschaubar sind. Gleichzeitig ist es eben auch so durch und durch „normal“, dass diese gewohnten Muster mit Selbstverständlichkeit in der aktuellen Paarbeziehung Widerhall finden. Eine Partnerschaft, die Erlösung bringen soll, Verschmelzung, erneute Leidenschaft und Wiederfinden des Glücks, muss vorerst verstehen, dass im aktuellen Streit häufig nur eine Wiederholung oder Reinszenierung der Leiden aus der Ursprungsfamilie stattfindet.

Die Erfahrung von Gewalt, Vernachlässigung, Verwahrlosung und emotionaler Quälerei in der Herkunftsfamilie führen nämlich zu Spaltungsphänomenen innerhalb der Psyche. Das bedeutet: es gibt neben dem mehr oder weniger vernünftigen Alltags-Ich, das die Anforderungen des momentanen alltäglichen Lebens erfüllen möchte, Persönlichkeitsanteile, die bei großen Herausforderungen des Lebens mit stets gleich bleibende Reaktionen reagieren, wie Angriff, Flucht und Starre, die sich folgendermaßen ausdrücken:
         
          ANGRIFF – Streit, Kampf, Angriff, Schreien, Aggression, Dominanz oder
          FLUCHT – Kontaktabbruch, Distanz, Flucht in Ersatzwelten (Arbeit, Hobby) oder
          STARRE – Unterwerfung, Ohnmacht, Hoffnungslosigkeit, Depression

Hier setzt die ganzheitlich-systemische Paarbegleitung an.
Die Paare entwickeln also ein Verständnis, was im Gehirn passiert, wenn sie streiten oder aus Angst schweigen. Das Ziel ist, Streitigkeiten achtsam zu beenden, indem der destruktive Einfluss von Gefühlen und Vorstellungen aus der frühkindlichen Bindungserfahrung entlarvt und entmachtet wird.
Ich begleite Paare ganzheitliche-systemisch. Es geht darum, dem Chaos und der Hilflosigkeit Schritt für Schritt etwas entgegenzusetzen und so Räume für Entwicklung zu öffnen. Ich bediene mich einer vereinfachten Form in der Darstellung, um dadurch zu einem komplexen Arbeiten auf der inneren Bühne einzuladen. Dies ermutigt die Beteiligten, sich aus dem Keller ihrer destruktiven Instinkte heraus zu arbeiten, um gemeinsam zu eine für sie freieren und offeneren Beziehungsgestaltung zu gelangen für ein erfülltes Beziehungsleben.

Auf meiner Website kannst du die Schrittfolge zur Beendigung der Krise im Detail kennenlernen.